Matthias Kreis


Die Küste
Ein Abend im Club
Wirken in Liebe
Vogelsberg
Eingangs
Die alte Mission
Der Zauber hinter den Schleiern
Kalifornien
Ob ich...
Ghetty-Center
Lebenswege

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Die Küste

Die Küste gischtbebrauster Felsen
grauer Stein, mit Moos befleckt
ich stehe am Kliff

Seevögel mit sich reckenden Hälsen
ein kleines Blümchen grad hab ich entdeckt -
weit hinten ein Schiff

Des Lebens Rauheit erfrischt mir das Herz
einsam, steh ich, doch kühn im Winde
der Sturm zaust mein Haar, die Welt, die ich finde
füllt Lebenskraft mir, so ehern wie Erz

 

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Ein Abend im Club
(Martini Lounge, L.A.)

Der, den wir kannten, war geschniegelt
sein Haar gelockt, sein Hemd gebügelt
ein Hüllenmann, mehr als man dachte
er sah herüber, und man lachte.

Der, der sang, war voller Wollen
als ob vor ihm die Luft Öl wäre
versuchte er, aus Körperschwere
zu ziehn, was hätte da sein sollen.

Verdeckte fast, die Tasten treibend
den Dritten, als Umriss im Dunkeln bleibend
und sich selbst nur als Feld zum Dasein habend.
Und doch: Es war ein schöner Abend.

Nach oben.

 

Wirken in Liebe

Wirken in Liebe und Demut im Sein -
verfolg sie und halte Dein Seelenhaus rein.

Öffne die Türen und wecke die Lieder
und fühle die Kraft der Erinnrungen wieder

lass leiten Dich von ihnen
die alte Schuld zu sühnen

und leb die neuen leisen
liebevollen Weisen

Nach oben.

 

Vogelsberg

Wie ein Maler der Gedanken
sitze ich hier im hohen Gras
und durchstreife
und liebkose
die zarten Linien und Schwünge
der Landschaft
mit der Zeitlosigkeit meines Auges
und spüre die Sonne mich berühren
als ob ich für sie
die Landschaft wäre.

Nach oben.

 

Eingangs

Zum Land gehörig, seinen Lichtern
und seinem ganzen, vollen Sein
ist der Sinn, der allen Dichtern
zueigen ist.

Des Lebens Fluss im Ganzen fühlen
die Wunder dieser Welt durchwühlen
ist, wofür Du ganz allein
gekommen bist.

 

 

 

 



 

 

 

 

 

Die alte Mission
(zu Santa Barbara)

Alte Mauern, graue Steine
durch die jetzt neue Menschen drängen
Kameras und Taschen hängen
und alte Seelen spürt man keine.

Der alte Raum des Abts, im Stillen
wünsch ich mich in die Zeit zurück
ein hölzern Stuhl, ein karges Bett
inwärtsgewandt des Suchens Blick.

Einfacher Tage Arbeit schauen
im Fensterspalt ein zartes Grün
sonnengesäumte Wolken ziehen
dort Glück auf stilles Sinnen bauen.

Den alten Stein der alten Mauern
Bewahrer frühren Leid und Strebens
und graue Friedhofssteine kauern
wie Hüter des vergangnen Lebens...

 

Der Zauber hinter den Schleiern

Wesentliches ist nicht zu sagen
ich sitze hier und folge meinem Lauf
und brauch Geduld, um mich von Tag zu Tag zu tragen
- des Morgens Schein dringt langsam schon herauf.

Bin ich unterworfen noch dem Auf und Ab
dem Aufstieg und Fall, des Lebens Wellen Gang
ich doch schon allmählich den weitren Blick hab
den ich geduldig der Physis entrang

Und kleine Momente des Glücks, die holden
sind mir wie Zillionen Universenjahre
Einklang im Einen, im allertiefsten Sinne

Sie schimmern wie verzauberte Gemmen, so golden
am tiefen Grund, wenn ich die Wasser des Lebens befahre
und mit dem Wind und Mondsilber im Haare
neig ich mich dankend und demutsvoll hin.

 

Kalifornien

Mond, durch schwarze Feigenblätter
strahlst Du mich an, ich sitze hier
und trotze warmem Sommerwetter
kalifornische Süße, ich danke Dir.

Tabakduft mich sanft umhüllt
der Tag neigt sich dem Ende zu
mit diesem Vers den Durst gestillt
kehr ich nun ein, leg mich zur Ruh -

und was mich morgen weckt, bist Du.

 

Ob ich...

Ob ich mit meiner Stimme schließe
den Raum, der uns so räumlich trennt?
DAS Wort finde, das mit Süße
uns zwei mit EINEM Namen nennt?

 

Ghetty-Center

In hellem Weiß erstrahlt die Reinheit
des hehren Ziels, das ihn beseelt
ein Monolith von starker Feinheit
der des Betrachters Auge stählt

im Wunsch, dem Strom Bestand zu geben
den Menschenhand in Vielfalt schuf
und der sich zog durch viele Leben
wie ein für ewig neuer Ruf.

Dunkle kühle Kammern die
behüten, was einst Gott geboten
ward, um forschend auszuloten
was Menschsein Ewigkeit verlieh.

Willkommen ist hier jedens Frage
ein freier Fluss von Seelen wandelt
da durch die Hallen ihrer Tage.
Hier, wo sich Bild an Bildchen bandelt.

 

Lebenswege

Vieles wird noch geschehen.
die Offenheit der Welt kann nur verstehen
wer sich im Treibenden, Einenden hält
wem tauchen und suchen und singen gefällt
und wer auch mal wagt, eine Tat zu begehen.

Verwandle die Blätter der Seele in Licht
verlier sie in den unendlichen Weiten
des Seins und der zahllosen Möglichkeiten
auf dass Deiner Reinheit und Ziel aus Dir spricht.

Illustrationens vonby: Gitana Matulaityte-Schmidt.